Hochhäuser aus Holz
- Maike Kristina Harich
- 11. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Natürlich ist das umweltfreundlichste Gebäude das, was gar nicht gebaut wird. Immerhin verursachen Gebäude bis zu 40% der globalen CO2-Emissionen. Wenn aber gebaut wird, sind im Sinne der Nachhaltigkeit Alternativen zu gängigen Baustoffen gefragt. Holz ist hier sicher das Naheliegendste und beim Bau von Einfamilien- oder Ferienhäusern bekannt und beliebt. Bei Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien allerdings ist die Holzbauweise noch eher eine Seltenheit. Aber es gibt inzwischen Beispiele, die zeigen, dass Holz als Werkstoff durchaus geeignet ist, um mehrgeschossig viele Wohn- oder Gewerbeeinheiten zu bauen.
Als nachwachsender und lokal verfügbarer Werkstoff bietet Holz eine gute Alternative zu energieintensiven Werkstoffen, wie Beton und Stahl und kann den Klimaeinfluss von Gebäuden um bis zu 50 % reduzieren, die Bauzeit verkürzen und über die Lebensdauer des Gebäudes hinweg Kohlendioxid speichern. Außerdem lässt es sich relativ unkompliziert recyceln. Natürlich ist aber auch Holz nicht unbegrenzt verfügbar und eine wertvolle und begrenzte Ressource, mit der verantwortungsvoll umgegangen werden muss.
Da ich hier einen persönlichen Blog schreibe kann ich ja auch meine Meinung kundtun und verraten, dass ich eigentlich Hochhäuser nicht besonders mag. Sie haben für mich schnell die Anmutung von Käfigen in der Massentierhaltung. Vor allem aber, brauche ich für mich einen schnellen Zugang zu einem Garten oder eine Außenfläche, um mich wohl zu fühlen. Aber zum Glück sind Geschmäcker und Bedürfnisse unterschiedlich. Und ich denke gerade um, denn natürlich ist mir auch klar, dass im Sinne einer möglichst geringen Bodenversiegelung es viel Sinn macht, in die Höhe zu bauen. Abgesehen davon, dass eine Reduzierung der Wohnfläche natürlich auch Ressourcen spart – allein beim Heizen. Und bei immer mehr Single-Haushalten fördert eine Gemeinschaft in einem Wohnkomplex im Idealfall das soziale Miteinander. Mal ganz abgesehen davon, dass es in Städten finanziell immer weniger Menschen möglich sein wird, sich ein freistehendes Einfamilienhaus leisten zu können. Denn Platzmangel treibt nun einmal die Quadratmeterpreise hoch.
Wenn also Hochhäuser, dann bitte so, dass sie durch die Architektur und halt auch durch die Baumaterialien Leben und Lebendigkeit ausstrahlen. Eine Begrünung ist eine Möglichkeit (dazu an anderer Stelle mehr), Holz als Baustoff eine andere.
Hier nun einige Beispiele für Hochhäuser aus Holz:
Mjøstårnet (Norwegen)
Das derzeit höchste Holzgebäude der Welt steht in Norwegen. Mjøstårnet ist ein 18-stöckiges, gemischt genutztes Gebäude in Brumunddal, das im März 2019 fertiggestellt wurde und mit einer Höhe von 85,4 m offiziell das höchste Holzgebäude der Welt. Mjøstårnet bedeutet übersetzt "der Turm des Mjøsa-Sees". Das Gebäude ist nach Norwegens größtem See benannt, der 100 km von Oslo entfernt ist.

Stockholm Wood City (Schweden)
Stockholm Wood City, wird das weltweit größte städtische Bauprojekt aus Holz. Baubeginn soll 2025 sein.

Kulturzentrum Sara & Wood Hotel (Schweden)
Mitten im Herzen der kleinen nordschwedischen Stadt Skellefteå erhebt sich seit 2021 das Kulturzentrum Sara. Es ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt und Skellefteås neuer Treffpunkt für Konzerte, Aufführungen, Treffen, Kunstausstellungen, Veranstaltungen und vieles mehr. Angegliedert ist das Wood Hotel mit 205 Zimmern. Das verwendet Holz stammt ausschließlich aus lokaler Quelle, was den Transportbedarf drastisch verringerte.
Gerade als ich meinen Artikel fertig hatte, erschien in der FAZ ein Bericht über genau dieses Bauprojekt. Sehr lesenswert (aber hinter einer Paywall): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/hochhaus-ganz-aus-holz-in-schweden-gebaut-nachhaltige-architektur-19136696.html
Roots (Deutschland)
Auch in Deutschland gibt es Projekte zu Holz-Hochhäusern. In Hamburg ist das „Roots“ im Bau und wird mit seinen 65 Metern (vorläufig) das höchste Holzgebäude des Landes werden. Das 18-stöckige Gebäude wird künftig Teil des Entrées für das Elbbrückenquartier in der Hamburger HafenCity sein. Insgesamt werden 181 Wohnungen realisiert. Zudem bezieht die Deutsche Wildtierstiftung insgesamt 4.000 m², die Ausstellungs-, Büro- sowie Gastronomiefläche beinhalten. Fertigstellung des vom Hamburger Architekturbüro Störmer Murphy und Partners entworfenen Komplexes war 2024.
roots | Hamburg - Garbe Immobilien

WoHo (Deutschland)
In Berlin ist ein Hochhaus geplant, das sogar 98 Meter hoch werden soll. Das WoHo in Kreuzberg ist ein Entwurf des norwegischen Architekturbüros Mad arkitekter, was den Realisierungswettbewerb der Stadt Berlin gewonnen hat. Lediglich Kerne und das Untergeschoss sollen aus Stahlbeton errichtet werden, der Rest ist aus Holz. Durch die Sockelkomposition, Auskragungen und Vorsprünge im Turm entsteht Bewegung, die durch die Lebendigkeit der begrünten und klar gegliederten Raster-Holzstruktur der Fassade ergänzt wird.

Moholt (Norwegen)
Das Studentendorf „Moholt“ in Trondheim ist ein Nachverdichtungs-Projekt. Insgesamt fünf Wohntürme mit Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss, wie Kindergarten, Fitnessräume, Lebensmittelladen, Wäscherei oder Friseur. Auch im Gebäudeinneren ist Kiefernholz das vorherrschende Material: Deutlich heller als außen, bedeckt es Wände, Treppenuntersichten und einen Teil der Decken. Auch die Einbaumöbel sind daraus gefertigt.


Quellen: Wikipedia / http://www.visitsweden.com / Oona Horx Strathern (Zukunftsinstitut):
Warum Holz als Baustoff Zukunft hat
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